Zeitungsverlage arbeiten damit. Fernsehsender nutzen sie. Blogger planen damit ebenfalls: Der Redaktionsplan.
Als (angehende/r) PodcasterIn kannst du dir dieses hilfreiche Werkzeug natürlich ebenfalls zunutze machen.
Vielleicht gruselt es dich allein schon bei dem Gedanken an einen Redaktionsplan. Vielleicht denkst du, dass dich ein solcher Plan einengt. Vielleicht ist es dir zu viel Arbeit. Vielleicht hast du auch noch nie davon gehört.
Ein guter Redaktionsplan entlastet dich durch eine strategische Vorausplanung langfristig gesehen enorm. Er setzt den Rahmen für all deine Inhalte und sorgt dafür, dass du effektiv, zielführend und professionell auftreten kannst.
Ich selbst arbeite mit zwei verschiedenen Systemen:
Planung nach Veröffentlichungstag
Hierbei stehen lediglich die Veröffentlichungstage fest, die Inhalte können flexibel befüllt werden. Inhaltlich bediene ich mich an meinem eigenen Ideenpool. Der Ideenpool ist in meinem Fall eine Liste mit Themenideen, die ich seit über 2 Jahren pflege. Sobald ich eine Idee, einen Gedanken habe, trage ich ihn dort ein. Unabhängig davon, ob ich ihn tatsächlich nutzen bzw. umsetzen werde. So habe ich u.a. dafür gesorgt, dass mir nicht die Ideen ausgehen. Das Ganze ist ein flexibles Konstrukt, das durch meine Pflege beständig wächst. Den Rahmen für diese Art der Planung geben die Veröffentlichungstage vor.
Planung nach Themenbereich
Hierfür habe ich im ersten Schritt alle Themen gesammelt, über die ich etwas sagen kann und möchte. Im zweiten Schritt hab ich die einzelnen Themen thematisch in Bereiche (z.B. Vorbereitung, Durchführung, Nachbereitung) eingeteilt. Diese Bereiche habe ich in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht und ziehe nun immer wieder hieraus Ideen hervor, um diese auszuarbeiten und den jeweiligen Veröffentlichungstag festzulegen. Du kannst den Themenschwerpunkte für deinen Bereich monatlich oder wöchentlich wechseln. Wichtig finde ich persönlich eine klare Kommunikation dahingehend. Hol deine Community ab und erzähle ihnen, was sie erwartet.
Vorlagen:
Ich habe hierdurch meinen Blog-Content und den Inhalt meiner Social Media-Kanäle geplant. Beide Systeme funktionieren für mich super gut und können jeweils auch auf Podcasts übertragen werden.
Welches System für dich funktioniert, darfst du gerne für dich ausprobieren. Denn oft ist es genau das: Ausprobieren!
Es gibt auch noch weitere Wege deinen Redaktionsplan aufzustellen.
Rückwärtsplanung nach Zielen
Schreibe dir auf, welche Ziele du für deinen Podcast hast. Beispiel: 100 Folgen bis Tag X. Was muss passieren im ersten, zweiten, dritten Monat? Was sind die einzelnen Schritte? Wie viel Zeit brauchst du für die einzelnen Schritte? Womit darfst du dich bis dahin beschäftigen? Welche Menschen darfst du ansprechen, um deine Interview-Ideen umzusetzen? Plane ebenfalls ein, welche Angebote du wann rausbringst. Das macht es dir einfacher, diese im Blick zu haben und frühzeitig in deinem Podcast zu bewerben. Bitte beachte, dass potentielle Kunden immer eine Zeit brauchen, bis sie Vertrauen gefasst haben und das Angebot ankommt. 6-8 Wochen vorher kann hierauf bereits eingestimmt werden – vor allem bei erklärungsbedürftigen Themen.
Saisonale Themenplanung
Sind saisonale Themen für deinen Bereich wichtig? Spielen Ostern, Herbst, Weihnachten oder Thementage für deinen Podcast eine Rolle? Wenn ja: Richte deine Planung danach aus. Saisonale Themenplanung gibt dir und deinen Hörern Sicherheit, weil das Konzept sehr viel transparenter und planbarer ist als andere. Du erlebst wenig Überraschungen, sondern weißt genau, was zu welchem Zeitpunkt ansteht. Das System erlaubt dir eine langfristige Vorausplanung, ist jedoch thematisch nicht ganz so flexibel wie andere Planungsvarianten.
Natürlich sind auch Mischformen hiervon durchaus möglich und denkbar. Erlaubt ist, was dich bei deiner Planung unterstützt.
Grundsätzlich unterscheide ich zwischen einem thematischen und einem zeitlichen Redaktionsplan.
Der thematische Redaktionsplan enthält alle Themen und bringt diese in eine sinnvolle Reihenfolge. Der zeitliche Redaktionsplan berücksichtigt hingegen die zeitlichen Abläufe für die Erstellung deiner Inhalte.
THEMATISCHER REDAKTIONSPLAN
Für den thematischen Redaktionsplan ist es wichtig, welcher Inhalt wann auf welchem Kanal publiziert werden soll.
Welche Kanäle möchtest du bespielen?
Lege für dich fest, welche Kanäle du bespielen möchtest, um deinen Podcast zu bewerben. Hierfür solltest du auch berücksichtigen, auf welchen Kanälen sich deine Zielgruppe vorrangig aufhält. Sind deine Wunschkunden lieber bei Instagram oder Facebook unterwegs? Oder findest du sie ausschließlich bei Xing oder LinkedIn?
Welcher Kanal ist der Wichtigste?
Finde heraus, wo deine Zielgruppe wirklich ist und sei dort präsent und aktiv. Dann weißt du automatisch, welcher Kanal der Wichtigste für dich bzw. deine Marketingmaßnahmen ist.
Welche Inhalte laufen auf welchen Kanälen?
Um zu testen welche Inhalte auf welchem Kanal laufen bietet es sich an, immer wieder zu prüfen und die Statistiken der jeweiligen Social Media- bzw. Netzwerk-Plattform auszuwerten. Im ersten Schritt legst du natürlich fest, welcher Inhalt auf welcher Plattform laufen soll. Der zweite Schritt ist dann auswerten und gegebenenfalls nachbessern.
Wie oft bringst du Podcastfolgen raus und an welchem Tag?
Welcher Veröffentlichungsrhythmus ist für dich passend und machbar? Welcher Tag macht am meisten Sinn? Hierbei bietet es sich an, auch deine Follower, bzw. die Menschen einzubeziehen, die deinen Podcast hören sollen. Starte doch mal eine Umfrage genau zu diesem Thema. Hierbei schlägst du natürlich nur Tage vor, die langfristig auch machbar für dich sind.
Wie oft bringst du neue Blogbeiträge raus und an welchem Tag?
Ähnliches Thema, anderes Medium. Bringst du deine Blogbeiträge zeitgleich mit den Podcastfolgen raus oder vorher? Schreibst du überhaupt Blogbeiträge? Und an welchem Tag veröffentlichst du diese?
Was ist dein Ziel/Fokus – wöchentlich/monatlich?
Welches Ziel bzw. welchen Fokus verfolgen deine Inhalte? Legst du diese wöchentlich oder monatlich fest? Hier solltest du unbedingt auch den Verkauf deiner Angebote mit einplanen und deine Community thematisch darauf einstimmen, dass da etwas kommt.
Was ist deine Strategie? Welche passt zu dir und deinen Bedürfnissen?
Hast du für dich schon eine Strategie aufgestellt? Diese sollte unbedingt zu dir und deinen Bedürfnissen passen. Bestandteile der Strategie sind u.a. die Wahl des Veröffentlichungstags und des Veröffentlichungsrhythmus. Hier solltest du einen Weg finden, der für dich machbar ist und dich langfristig gesehen nicht überfordert. Solltest du deinen Veröffentlichungsrhythmus bereits geplant haben und merkst „Da passt etwas nicht“, scheue dich nicht diesen zu deinen Gunsten anzupassen.
Für mich ist es wichtig, dass du deinen Rhythmus findest, der zu dir passt. Ich möchte auf keinen Fall dabei helfen, die nächsten Podcast-Leichen zu produzieren, bei denen nach 10 Folgen bereits nichts mehr folgt. Herausforderungen wie fehlende Themen und Überforderung mit der Technik oder den Abläufen sind absolut vermeidbar. Deswegen plane ich langfristig und empfehle dies auch jedem.
Wie planst du? – Thematisch? Format?
Wie planst du deine Podcastfolgen? Gemeint ist hiermit nicht nur, ob du das Ganze auf Papier oder in digitaler Form machst, sondern auch wie du thematisch planst und welche Formate du in deinem Podcast hast. Thematische Planung kann z.B. sein, dass du wöchentliche oder monatliche Schwerpunkte setzt. Als Beispiel für ein Format innerhalb eines Podcasts kann „Ordnungsquickies“ von Ursula Kittner dienen. Das sind kurze Impulse, die direkt in die Umsetzung bringen sollen.
Episoden oder Staffeln?
Teil deiner Strategie ist auch die Frage: Produzierst du Podcast-Episoden oder -Staffeln? Wenn du Staffeln produzierst, kannst du meist bereits abschätzen wie viele Folgen in einer Staffel sind und wie das Ganze thematisch aussehen bzw. aufgebaut werden soll. Bei Episoden bist du thematisch sehr viel flexibler und benötigst eine „bessere Planung“, da du deine Podcastfolgen dauerhaft und regelmäßig rausbringst.
Variabler Content
Wie gehst du mit saisonalen und persönlichen Themen um? Planst du diese ein? Spielen diese für dich überhaupt eine Rolle? Wenn ja, solltest du sie auf jeden Fall bei deiner Planung berücksichtigen.
Welche Themenschwerpunkte hast du?
Gibt es Themenschwerpunkte, die zu beachten sind? Plane sie ein. Dies kann in den Bereich saisonaler Content mit reinspielen. Oder hast du vielleicht ein Jubiläum, dass du gerne in deinem Podcast thematisch gesehen verwenden möchtest (Aktion zu deinem Geburtstag z.B.)?
Wiederkehrende Elemente zur Planung?
Hast du wiederkehrende Elemente in deinem Podcast oder deinen Marketingmaßnahmen? Beispielsweise bestimmte Formate, die du regelmäßig rausbringen möchtest. Oder nutzt du für Interview-Ankündigungen immer dasselbe Design/dieselben Farben? Was davon kannst du bereits jetzt berücksichtigen?
Ist es überhaupt Marketing oder Hobby?
Ist dein Podcast überhaupt ein Business oder Passion Project oder bespielst du den Podcast aus Spaß an der Freude als Hobby? Das spielt natürlich auch eine Rolle. Viele Hobby-Podcasts veröffentlichen eben nicht regelmäßig Podcastfolgen. Das ist ansich auch kein Muss, jedoch gibt es deinen Podcasthörern Sicherheit und es ist wesentlich verbindlicher. Deine Hörer können sich so auf dich verlassen, das zahlt massiv auf das Beziehungskonto ein und baut Vertrauen auf. Einen Podcast, der nicht regelmäßig Folgen veröffentlicht würde ich z.B. gar nicht erst abonnieren, weil ich mich fragen würde, wie wichtig der Podcast demjenigen wirklich ist.
Was ist die Basis der Marketingmaßnahmen?
In der Regel ist dein Podcast der Dreh- und Angelpunkt für deine Inhalte. D.h. du produzierst alle Inhalte ausschließlich für deinen Podcast und bewirbst diese über deine Social Media Kanäle bzw. deine Netzwerk-Accounts. Jedoch kann es vorkommen, dass ein Social Media- bzw. Netzwerk-Account wichtiger als der andere ist. Wo liegt hierbei dein Schwerpunkt?
Welche Form des Plans funktioniert für dich (Digital/Analog? Welches Tool? Wochenplan/Monatsplan/Themenplan?)
Womit planst du am liebsten? Funktioniert für dich eine digitale Planung oder eine analoge Planung besser? Welches Tool nutzt du? Planst du wöchentlich, monatlich oder nach Themen? Ich stelle dir diese Fragen nicht, um dich zu ärgern, sondern um dir Impulse zu geben, die dir helfen können einen Redaktionsplan aufzustellen, der langfristig und reibungslos für dich funktioniert.
Übrigens musst du dich nicht zwischen digitaler und analoger Planung entscheiden. Es kann durchaus auch ein Mix aus beidem sehr gut funktionieren. Erlaubt ist, was dir hilft.
ZEITLICHER REDAKTIONSPLAN
Für den zeitlichen Redaktionsplan sind die Zeiten und Abläufe wichtig und wie lange du für die einzelnen Schritte an Zeit benötigst.
Wann hast du Termine?
Das erste, was ich einplane, sind fixe Termine. Arztbesuche, Interview-Termine, Kundengespräche. Was auch immer deine fixen Termine sind: Plane sie unbedingt ein.
Plane Pausen ein.
Ich muss zugeben, ich bin kein großer Fan von Burnout oder Erschöpfungszuständen. Deswegen rate ich immer dazu, auch Pausen fest einzuplanen. Und diese dann auch wie einen „echten“ Termin zu behandeln. Sprich: Pausen dieselbe Priorität zu geben wie den Kundenterminen.
Wie lange brauchst du für …?
- Recherche für Podcastfolgen
- Podcastfolge aufnehmen
- Schneiden der Podcastfolge
- Teaser/Marketingmaterial erstellen
- Shownotes schreiben
- Erstellen der Folgengrafik
Gerade am Anfang weißt du die Antwort hierauf meist noch nicht. Arbeite mit geschätzten Werten und schaue dann nach ein paar Wochen wie es sich entwickelt. Die Zeit am Anfang ist meist sehr viel höher, weil du dich ja erstmal in das Thema reinfinden darfst. Das solltest du also nicht unbedingt als Standard ansehen.
Welche Inhalte erstellst du zusätzlich zu Podcastfolgen (z.B. Pinterest-Pins, Blogbeiträge, Social Media Texte?)
Die Erstellung der Podcastfolge ist das eine, was aber kommt noch an Marketingmaßnahme bei dir obendrauf? Erstellst du auch Blogbeiträge oder Social Media Texte? Oder vielleicht Pinterest-Pins? Was ist es, was du zusätzlich einplanen darfst?
Wie ist dein eigener Ablauf bei der Erstellung?
Wie organisierst du dich selbst, was deinen Ablauf beim Podcast aufnehmen angeht? Nimmst du die Folge frei heraus auf oder brauchst du vielleicht ein Skript oder ein paar Notizen zur Unterstützung? Für mich persönlich funktioniert frei heraus reden nicht so gut, weil ich dadurch meinen roten Faden ständig verliere. Das merken auch die Podcasthörer. Dessen darfst du dir bewusst sein.
Wann bist du produktiv?
Um das bestmögliche Ergebnis für dich zu erzielen, ist es wichtig, dass du dich und deine Gewohnheiten sehr gut kennst. Wann bist du produktiv? Vielleicht sind es die Morgenstunden, vielleicht aber auch die Abendstunden. Oder doch mittags um 15 Uhr? Achte mal darauf, wenn du arbeitest, in welchen Situationen und zu welchen Tageszeiten du besonders produktiv bist. Hierfür bietet es sich an, eine Art Produktivitätstagebuch zu führen. Hier spielen auch Fragen wie „Hast du genug Schlaf bekommen? Genug getrunken und gesund gegessen?“ eine Rolle und sollten berücksichtigt werden.
Wie groß sind deine Zeitfenster?
Wie viel Zeit hast du dir für die Umsetzung genommen? Wie groß sind deine Zeitfenster? Wenn du in der Umsetzung bist, achte mal drauf, ob die Zeitfenster die du dir gesetzt hast auch wirklich passend sind. Falls nein: Planung entsprechend anpassen.
Wann hast du Zeit bzw. möchtest sie dir nehmen?
Dies hängt natürlich ein bisschen davon ab, wann du produktiv bist und wann du Zeit hast. Es ist manchmal nicht planbar, wann du Lust dazu hast, an das Podcast-Thema ranzugehen. Aber vielleicht möchtest du es dennoch versuchen.
Ist für dich ein kompletter „Produktionstag“ pro Woche sinnvoller als einzelne Stunden/pro Tag/Woche?
Wie organisierst du dich selbst was die Podcast-Produktion angeht? Bist du in der Lage, dir einen kompletten Tag dafür zu blocken oder blockst du dir lieber ein paar Stunden pro Woche? Wichtig finde ich in jedem Falle, dass du ungestört und mit vollem Fokus an deinem Thema arbeiten kannst. Also gilt wie so oft: Störfaktoren ausschalten bzw. minimieren, Leute informieren, abtauchen.
Welche Komponente hast du nicht bedacht (Technik, andere Menschen, Abwesenheit, fehlende Infos?)
Hast du Pufferzeiten eingeplant für unerwartete Dinge (spontaner Besuch, Telefonate, Stromausfall)? Wir können zwar versuchen möglichst viel einzuplanen, jedoch sollte immer Raum für Unerwartetes sein um flexibel reagieren zu können.
Vorlauf bei Interviews mit „Abnahme“ beachten
Schickst du Interview-Folgen vorab an den Interview-Gast, um dessen „okay“ einzuholen? Wenn ja, plane hierfür entsprechend Zeit ein. Setze deinem Interview-Gast am besten eine Frist. Habe dennoch einen Plan B parat, für alle Fälle.
Was gilt es dringend zu beachten?
Deine Planung sollte so flexibel sein, dass du nicht am selben Tag oder einen Tag vorher alles vorbereitest, sondern mit genügend Vorlaufzeit. Das gibt dir Zeit in Ruhe und ohne Druck alles vorzubereiten. Es kann immer vorkommen, dass der Ton nicht so ist, wie du ihn gerne hättest. Vielleicht musst du die Folge dadurch nochmal aufnehmen. Gib dir selbst ein bisschen Zeit.
Umsetzung im Redaktionsplan einplanen
Plane die Umsetzung in deinen zeitlichen Redaktionsplan ein. Erst wird getestet, dann dokumentiert, anschließend ausgewertet und verbessert. Du musst hierfür nicht jeden Punkt einzeln auflisten, sondern kannst mit Zeitblöcken arbeiten.
Auch beim zeitlichen Redaktionsplan kannst du dich der Rückwärtsplanung nach Zielen bedienen:
Wann soll die Folge rauskommen? Ausgehend von Tag X: Was muss bis dahin gemacht werden? Welche Reihenfolge ist sinnvoll? Lohnt es sich ähnliche Aufgaben zu bündeln?